Für viele Menschen muss die ideale Wohnung einen Balkon haben.
Leider sieht es in der Realität meistens so aus, dass genau dieses Feature am Traumhaus fehlt.
Doch häufig lässt sich ein Balkon nachträglich anbauen. Was dabei zu beachten ist und mit welchen Kosten zu rechnen ist, erklären wir in diesem Artikel.
Deshalb sollte man einen Balkon nachträglich anbauen
Die Durchschnittstemperaturen sind je nach Wetterlage und Wohnort oft auch im Frühjahr und Spätherbst bestens dafür geeignet, die Zeit auf dem Balkon zu genießen. Doch vor allem im Sommer spielt der Balkon seine Stärken aus.
Ein Rückzugsort direkt vor der Tür, um den sonnigen Nachmittag zu genießen oder am Abend bei Kerzenlicht ein Bier zu trinken. Sogar Grillen ist möglich, wenn man einen Balkon nachträglich anbauen lässt, sofern man damit die Nachbarn nicht übermäßig stört.
Neben den offensichtlichen Vorteilen für die private Nutzung lohnt es sich unter Umständen auch finanziell, einen Balkon nachträglich anbauen zu lassen. Der Wiederverkaufswert eines Gebäudes lässt sich häufig durch diesen Nutzungsvorteil erhöhen.
Allerdings entstehen beim Balkon nachträglich anbauen Kosten, die je nach Balkonvariante erheblich ausfallen können. Pauschale Angaben können nicht gemacht werden, weil der Aufwand je nach Gebäude sehr unterschiedlich ausfällt.
Ob man einen Balkon nachträglich anbauen kann, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Zuerst sollte geklärt werden, ob die baulichen Voraussetzungen für eine Nachrüstung gegeben sind. Hier hängt es insbesondere davon ab, ob der Balkon mit oder ohne Stützen nachgerüstet werden soll, denn diese Entscheidung wirkt sich auf die Statik und den damit verbundenen Aufwand aus.
Vor dem Bau sind Genehmigungen notwendig
Eine Baugenehmigung ist in den meisten Bundesländern erforderlich, weil es sich um eine wesentliche Veränderung am Gebäude und dessen Erscheinungsbild handelt. Auch der Abstand zu Nachbargrundstücken bzw. Gebäuden ist häufig gesetzlich geregelt.
Wohnt man nicht in einem Einfamilienhaus, sondern in einem Mehrfamilienhaus, sind außerdem die Rechte von Nachbarn zu bedenken. In diesem Fall ist mehrheitlich eine Einverständniserklärung der Miteigentümer einzuholen.
Schließlich sorgt ein Balkon für eine erhebliche Verschattung der Fenster, die unter ihm liegen. Zudem heizt sich durch die Verschattung ein Raum weniger auf, was im Winter zu erhöhten Heizkosten führen kann. Mit Stützen lässt sich am einfachsten ein Balkon nachträglich anbauen. Ist eine Fassadenmontage zu aufwendig oder aus statischen Gründen gar nicht möglich, ist ein Modell mit Stützen oft die einzige Alternative.
Solche Anbaubalkone werden oft auch als selbsttragender oder teils selbsttragender Vorstellbalkon bezeichnet, weil sie auf zwei oder vier Stützen ruhen und sicherheitshalber zusätzlich an der Hauswand befestigt werden.
Bei der Variante mit zwei Stützen ist das Hinzuziehen eines Statikers zwingend erforderlich, weil die einwirkenden Kräfte auf das Haus größer sind. Dadurch entstehen beim Balkon nachträglich anbauen Kosten, die bei der Version mit vier Stützen entfallen.
Anleitung: Den Balkon nachträglich anbauen mit Stützen
Um mit Stützen einen Balkon nachträglich anbauen zu können, benötigt man einen geeigneten Bausatz. Diese gibt es nach Maß von diversen Anbietern in unterschiedlichen Ausführungen und Materialien. Sowohl Holzkonstruktionen als auch Metallkonstruktionen lassen sich realisieren.
- Man kann nur einen Balkon nachträglich anbauen, wenn der Untergrund für die Aufnahme der Stützen geeignet ist. Dies ist vorab zu prüfen. Außerdem müssen die Maße für die Aufstellung exakt genommen werden. Viele Anbieter haben eigene Aufmaßanleitungen, die man genau befolgen sollte. Von der einmal ermittelten Breite und Tiefe darf nicht mehr abgewichen werden.
- Für die Verankerung der Stützen ist eventuell das Einbetonieren erforderlich. Hierfür sind zuerst die Pfostenlöcher abzumessen und auszuheben. Für gewöhnlich sind Pfosten in Abständen von 2 bis 2,5 m erforderlich. Bei breiteren Balkonen müssen also eventuell mehrere Stützen aufgestellt werden. Das Aushärten der Betonfüllung kann einige Tage dauern. Erst dann werden die Stützen mit den Pfostenträgern verschraubt.
- Stehen die vorderen Stützen, kommt das tragende Querelement, das waagerecht zwischen den Stützen montiert wird. Bei den hinteren Stützen geht man ebenso vor. Werden nur zwei Stützen verwendet, muss das tragende Querelement mit Injektionsankern an der Hauswand gesichert werden. Das geht allerdings nur, wenn die Tragfähigkeit der Fassade ausreichend ist.
- Damit Regen gut ablaufen kann, ist insbesondere bei Holzbalkonen ein leichtes Gefälle sowie die Montage von Regenrinnen zu empfehlen.
- Steht die Unterkonstruktion, werden die begehbare Fläche, das Geländer sowie die Verschalung angebracht.
Ist es möglich oder empfehlenswert, einen Balkon nachträglich ohne Stützen anzubauen?
Einen freitragenden Balkon nachzurüsten, ist aufgrund der statischen Herausforderung deutlich aufwendiger und teurer. In der Regel müssen zusätzliche Träger montiert werden. Für diese Variante ist in jedem Fall ein statisches Gutachten einzuholen.
Mit diesen Kosten sollte man dabei rechnen
Natürlich entstehen beim Balkon nachträglich anbauen Kosten, die erheblich sind. Gerade die freitragenden Konstruktionen sind kostspielig. Die genaue Kalkulation hängt von der Nutzfläche, dem verwendeten Material und dem erforderlichen baulichen Aufwand ab.
Als Richtschnur kann man für einen durchschnittlich großen Balkon auf vier Stützen mit rund 7.000 Euro rechnen. Für einen freitragenden Balkon ist in etwa das Doppelte anzusetzen. Exakte Werte lassen sich aber nur individuell berechnen. Nicht vergessen sollte man, dass eine Balkontür installiert werden muss, was zusätzliche Kosten verursacht.
Fazit: Einen Balkon nachträglich anbauen ist möglich, aber komplex
Die Investition in einen nachgerüsteten Balkon lohnt sich, weil sie den Nutzwert für die Bewohner und den Wiederverkaufswert des Hauses vergrößern kann. Allerdings ist die Sache je nach Ausführung und baulichen Gegebenheiten recht teuer. Neben statischen Herausforderungen müssen auch die Rechte von Nachbarn beachtet und eine Baugenehmigung eingeholt werden.
Häufige Fragen:
Benötigt man eine Genehmigung, um einen Balkon nachträglich anzubauen?
Ja, in fast allen Fällen ist eine Baugenehmigung erforderlich. Die Vorschriften variieren je nach Bundesland.
Ist es sicher, einen Balkon aus Holz nachträglich anzubauen?
Sofern das Holz die erforderliche Tragfähigkeit und Witterungsbeständigkeit aufweist, sind Balkone aus Holz nicht unsicherer als Balkone aus Metall.
Kann man einen Balkon nachträglich anbauen?
Das hängt immer vom Einzelfall und den örtlichen Gegebenheiten ab. In vielen Fällen ist es jedoch möglich.